Selbstverantwortung stärken

Woche: 
18
Jahr: 
2019
Rubrik: 
Standby

Coaching.  Cornelia Thoma vom Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA) unterstützt, begleitet und berät als Coach Lernende aus dem Kanton Zürich, die in einem Konflikt stecken. Die meisten finden nach dieser Beratung eine Lösung.

STANDBY: Frau Thoma, wann kommen Lernende zu Ihnen in ein Coaching?
Cornelia Thoma: Wenn es in der Schule oder im Betrieb nicht gut läuft oder wenn Lernende ihre Lehre abgebrochen haben. In der Schule geht es meist um die Noten, welche Lernende nicht erreichen. Bei Problemen im Betrieb handelt es sich oft um zwischenmenschliche Themen. Das Coaching ist für Jugendliche manchmal die letzte Chance, ihre Lehre abzuschliessen.

Was für Folgen können belastende Situationen bei Lernenden auslösen?
Ihre Gedanken kreisen oft um das belastende Thema. Dies kann dazu führen, dass sie nur mit Widerwillen zur Arbeit gehen, öfter krank sind, zu spät zur Arbeit kommen und nicht motiviert sind. Dies schlägt sich natürlich auch auf die Leistungen nieder.
 
Wie gehen Sie vor, wenn Lernende bei Ihnen ein Coaching machen?
Beim ersten Gespräch geht es um das gegenseitige Kennenlernen. Es ist mir wichtig, dass ich ein Vertrauensverhältnis zu den Jugendlichen aufbauen kann. Dass ich unter Schweigepflicht stehe, macht es für die Lernenden einfacher, sich zu öffnen. Je nach Thema arbeite ich mit meinen Hilfsmitteln, wie dem kybernetischen Dreieck oder dem Aufstellkoffer. Mit Bodenankern werden Plätze am Boden markiert und mit bestimmten Bedeutungen versehen; mit dem Coaching-Koffer werden Gegenstände zur Visualisierung einer Situation beigezogen. Gemeinsam visualisieren und analysieren wir die Situation und erstellen einen Massnahmenplan. Mein erstes Ziel ist es, die Selbstverantwortung der Lernenden zu stärken. In einem nächsten Schritt werden die Verantwortlichen aus dem Betrieb ins Boot geholt. Eine offene Kommunikation ist für das Weiterführen eines Lehrverhältnisses zentral.
 
Was raten Sie Lernenden, die den Berieb wechseln möchten?
Ich empfehle ihnen, zuerst mit den verantwortlichen Personen im Betrieb zu sprechen und gemeinsam nach Möglichkeiten zu suchen. Falls dies nicht zum Erfolg führt, ist es ratsam, mit dem Wechsel nicht lange zu warten. Im ersten und zweiten Lehrjahr ist es einfacher, diesen Schritt zu machen.
 
Wie geht es Ihrer Erfahrung nach den Jugendlichen, die diesen Schritt gemacht haben?
Man darf einen Wechsel nicht unterschätzen. Die Lernenden müssen sich auf einen neuen Betrieb, auf ein neues Team und auf neue Arbeitsabläufe einlassen. Ich mache aber die Erfahrung, dass praktisch alle Lernenden zufrieden sind, nachdem sie diesen Schritt gewagt haben.
 

www.mba.zh.ch

Lehrbetrieb wechseln

Was zu tun ist

Als Erstes muss der bestehende Vertrag aufgelöst werden. Bei zwischenmenschlichen Problemen kann dies im gegenseitigen Einverständnis geschehen. Falls der Arbeitgeber seine Pflicht verletzt hat (ungenügende Ausbildung, unzumutbare Arbeit, Höchstarbeitszeit nicht eingehalten etc.), kann der Vertrag von seiten der Lernenden einseitig beendet werden. Erst nach der Vertragsauflösung dürfen die Jugendlichen einen neuen Lehrvertrag abschliessen. Auf Wunsch unterstützen sie die Berufsinspektorinnen und -inspektoren dabei. Die neue Stelle müssen die Lernenden aber selber suchen. Bei der Auflösung des Lehrverhältnisses und beim Abschliessen eines neuen Lehrvertrages setzt in der Regel das Berufsbildungsamt die Berufsschule in Kenntnis.  
fh
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