Mit gut 400 Gästen war der Saal im Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil gut gefüllt, als Daniel Zybach die Diplomfeier vergangenen Freitag eröffnete. Der Bereichsleiter Berufsbildung des VSSM bediente sich eines Zitats des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt, um die Leistungen der 142 Diplomandinnen und Diplomanden aufzuzeigen: «Bitte nicht um eine leichte Bürde – bitte um einen starken Rücken.»
«Die jungen Berufsleute hatten in den vergangenen drei bis fünf Jahren nicht im- mer eine leichte Bürde zu tragen», erklärte Zybach. Sie hätten 1000 bis 2200 Lektionen lang die Schulbank gedrückt, zahlreiche Stunden gelernt, vier bis sieben Prüfungen absolviert und zwei bis vier Vertiefungs-, Projekt- und Diplomarbeiten geschrieben.
Kaum verwunderlich also, dass die 99 Projektleiterinnen und -leiter, 24 Produktionsleiter, 10 Schreinermeister und 8 Techniker ihre Diplome und Fachausweise mit grosser Freude und Erleichterung entgegennahmen. Heinz Grüter von der Geistlich Ligamenta AG überreichte den Diplomanden mit den besten Prüfungsnoten den Leimpreis. Die beste Diplomarbeit bei den Technikern wurde von René Gyger von der Planet GDZ AG mit einem Preis gewürdigt, diejenige bei den Schreinermeistern von Markus Feusi von der Borm Informatik AG. Den Abschluss gemacht hatte ausserdem eine Gestalterin im Handwerk, welche an der Diplomfeier jedoch nicht anwesend sein konnte.
Waches Auge, um Chancen zu erkennen
VSSM-Zentralpräsident Thomas Iten drückte den Diplomanden seine Anerkennung für ihre Leistungen aus. «Sie haben sich Ihren Erfolg mit viel Engagement erarbeitet und können stolz auf sich sein.» Für den weiteren Berufsweg wünschte er den Diplomanden «die nötige Freude, Motivation, Zielstrebigkeit und ein waches Auge, um die Chancen zu erkennen.»
Angesichts der Lokalität im ParaplegikerZentrum wies er aber auch darauf hin, welche Hürden Menschen zu bewältigen haben, die mit köperlichen Einschränkungen leben müssen. Nichtsdestotrotz wünschte er den Diplomanden einen «Happy Day» und schlug damit auch gleich den Bogen zu Röbi Koller, dem Moderator der gleichnamigen Fernsehsendung. Dieser zeigte auf, welch ein Privileg es ist, sein Leben selbst bestimmen zu können. Dabei erzählte er von seinen zahlreichen Auslandreisen. So unter anderem von jener nach Mpanshya, Sambia, wo er das Schweizer Ehepaar Ueli und Judith Gnehm besucht hatte. Während der Schreiner sein handwerkliches Wissen in einer Schreinerwerkstatt weitergibt, hat seine Frau ein Altersheim aufgebaut.
Balance für die Zukunft finden
Beim Besuch dieser Schreinerei im südlichen Afrika sei ihm aufgegangen, warum man mittlerweile nicht mehr von Entwicklungsarbeit, sondern von Entwicklungszusammenarbeit spreche, sagte Koller. «Die Menschen aus Sambia können von uns noch einiges lernen in Bezug auf das Handwerk, die Qualität und die Präzision», erklärt er. «Im Gegenzug können sich Schweizer eine Scheibe abschneiden punkto Flexibilität, Kreativität und Spontaneität.»
All diese Stichworte liessen sich am Freitagabend auch auf die Diplomanden übertragen. Nachdem sie über Monate hinweg ihre Qualitäten in der Schreinerbranche bewiesen hatten, konnten sie nun ihrer Spontaneität freien Lauf lassen und ihren Erfolg zu den Klängen der Buffalo Band Bassaville feiern. Im künftigen Berufsleben gilt es für die 142 Berufsleute nun, die Balance zu finden zwischen den seriösen Tugenden und der nötigen Lockerheit.
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