Zwischen Bikern, Kindern und Pensionierten fallen die Männer in dunkelblauen Anzügen und Frauen im Deux-Pièces auf. Im Gurtenbähnli gelangen Ausflügler wie Teilnehmende der 20. Generalversammlung von Küche Schweiz auf den Berner Hausberg. Sind diese oben angekommen, beeindruckt die freie Sicht auf die Stadt Bern und zum Juragebirge. «Weitblick», mit diesem Stichwort eröffnet Rainer Klein, Geschäftsführer von Küche Schweiz, die Generalversammlung des Branchenverbandes.
Als sich 1999 die beiden Verbände VFMK (Verband zur Förderung der Modernen Küche) und VSKB (Verband Schweizerischer Küchenbauer) entschieden, miteinander statt gegeneinander die Branche zu fördern, wurde der Grundstein für das heutige Jubiläum gelegt. Verbandspräsident Alain Bühler berichtet, wie die beiden Verbände damals die Synergien nutzen wollten, um das Ansehen in der Branche und die politische Mitbestimmung in der Politik zu stärken.
Küchenmarkt bleibt robust
Küche Schweiz konnte mithilfe von Veranstaltungen, Ausstellungen, Publikationen und Presseberichterstattung das Ansehen der Schweizer Küche stärken. Das kürzlich vorgenommene Redesign des Logos stellt – statt wie vorher den Verband – die Küche und die vier Landessprachen der Schweiz in den Mittelpunkt. «Denn ‹Schweiz› soll nicht nur draufstehen, sondern auch drinstecken», sagte Bühler.
Rainer Klein verlas den Geschäftsbericht des vergangenen Jahres. Die 53 Wahlberechtigten bestätigten Erfolgsrechnung, Budget und Wiederwahl der Vorstandsmitglieder einstimmig. In den Applaus stimmten auch die weiteren 40 Teilnehmer ein.
Der Blick in die nahe Zukunft zeigt einen robusten Markt, auch wenn im ersten Quartal 2019 mehrere Geschäftsinsolvenzen verzeichnet werden mussten und regelmässige Meldungen über steigende Leerwohnungsziffern die Branche auf Trab halten. Ebenso bleibt der Fachkräftemangel ein Thema. Insbesondere KMU würden unter fehlenden Fachleuten leiden. Zwar bilden 90 Mitgliederfirmen von Küche Schweiz 625 Lernende aus. Doch dieses Engagement reicht nicht aus, um den Bedarf zu decken.
Quereinsteiger in die Küchenbranche
Josef Widmer, stellvertretender Direktor des Staatssekretariates für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), regte in seiner Rede dazu an, Quereinsteiger für den Küchenbau zu gewinnen, und zwar aus Branchen, die durch die Digitalisierung rückläufig sein werden. Beispielsweise Absolventen der kaufmännischen Branche, die in Organisation und Kommunikation gut ausgebildet sind. In jenen Fähigkeiten also, die in der dienstleistungsintensiven Küchenbranche gefragt sind. Nebst den digitalen Fähigkeiten bleiben Kreativität, kritisches und vernetztes Denken jene Kompetenzen, die nötig sind, um im immer komplexeren Markt bestehen zu können. Widmer votierte deshalb für die stetige Weiterbildung. So, wie sich Technologien laufend weiterentwickelten, sich die Gesellschaft wandle, so verändere sich auch die Anforderung an die Küche. Wobei eines bleibe, sagte Widmer: «Auch in der digitalen Welt bleiben Essen und Trinken analog.» Eine tröstliche Aussicht.
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