Kleine Beistellmöbel in allen Variationen, ausgefallene Sitzgelegenheiten mit farbigen Polstern und viel Holz zierten in diesem Jahr die Stände an der IMM Cologne. Die leitende Fachmesse der Möbelbranche fand dieses Jahr wieder im Doppel mit der Küchenmesse Living Kitchen statt.
Insgesamt erstreckte sich die Ausstellungsfläche über 14 Messehallen der Kölnmesse mit 125 000 Quadratmetern. 1200 Aussteller aus über 145 Ländern präsentierten den rund 150 000 Fachbesuchern ihre Neuentwicklungen, Produktelinien und Designkombinationen. Ein Rundgang durch die Möbelmesse IMM Cologne zeigt die neuen Trends in der Möbelbranche, die Highlights der Küchenmesse Living Kitchen folgen in der nächsten SchreinerZeitung.
Trends ausgearbeitet
Die Hersteller haben zusammen mit ihren Designern und Dekorateuren die Trends des letzten Jahres weiter verfeinert und perfektioniert. So ist zum Beispiel das Verhältnis von offenen Nischen und verschliessbaren Flächen harmonisiert worden. Das dekorative Zusammenspiel der kleinen Accessoires und Beistellmöbel mit den klaren und puristischen Formen und Farben der Kollektionen bringt Wohnlichkeit ins Zuhause und die Handwerkskunst hat in klassischen sichtbaren Holzverbindungen ihren Platz im Möbelbereich wiedergefunden.
Geschlossen offen
Wo im letzten Jahr noch überall offene Nischen und Regale die Stände der Aussteller prägten, wird nun mehr mit halbverdeckten Tablaren und verschliessbaren Nischen gearbeitet. Diese Entwicklung bringt zum einen den im Wohnbereich benötigten Stauraum und zum anderen mehr optische Ruhe mit sich. Die verschliessbaren Bereiche in unterschiedlichen Grössen laden den Betrachter auch zum Inspizieren und Entdecken ein. Dies wurde auch an den Messeständen ersichtlich, wo die Besucher praktisch alle Klappen, Schieber und Türchen ausprobierten und das Innenleben erkundeten. Diese Trendentwicklung macht nun einige Möbellinien für den Endverbraucher wieder interessant, da die Praxistauglichkeit enorm gewonnen hat.
Farben und Strukturen
Momentan ist farblich gesehen praktisch alles erlaubt, solange die Kombination harmonisch funktioniert und der Raum dafür vorhanden ist. Von edlen Erdfarben über ruhige Pastelltöne bis hin zu neonfarbigen Knallerlackierungen gab es an der Messe unzählige Beispiele toller Umsetzungen zu entdecken. Wichtig ist die abgestufte Kombination der Farbtöne oder die Verbindung mit einem farblich passenden Material. Nur die wenigsten Möbelstücke sind in nur einer Farbe lackiert, denn die Abstufungen verleihen dem Möbelstück optische Tiefe und Volumen.
Kombiniert werden die Farben mit passenden Oberflächenstrukturen, welche durch klare Linien und Muster oder durch wilde Formen die jeweilige Lackiersprache unterstützen. Bei den edlen und klaren Möbelstücken kommen aktuell vor allem horizontale Linien zum Einsatz, die dem Möbel Weite verleihen.
Alternativen aus Holz
Etwas höher als gewohnt war an der Messe der Anteil des Materials Holz. In diesem Jahr wurde jedoch vermehrt mit der ganzen Bandbreite des Werkstoffs gespielt. Von der blanken Baumwurzel oder der sägerauen unbehandelten Massivholzabdeckung bis zur präzise furnierten Möbelfront oder aufwendig gestemmten Massivholzfront gab es die unterschiedlichsten Umsetzungen. Als Gegenpol zum teuren und immer knapper werdenden makellosen Eichenholz setzen die ersten Möbelhersteller auf Holz-Patchwork und alternative Holzarten. So finden beispielsweise Stirnholzplatten ihren Einsatz als Möbelfronten oder Tischplatten und auch Esche und Nussbaum kommen vermehrt wieder zum Einsatz in Möbelstücken.
Chance für individuelle Arbeiten
Der aktuelle Trend, der vermehrt präzise und handwerklich perfekte Verbindungen und Ausführungen verlangt, ist eine grosse Chance für den Schreiner. Seine umfassende Material- und Ausführungskenntnis ermöglicht eine individuell abgestimmte Umsetzung auf die eigene Kundschaft.
Auch Kurt Frischknecht, Geschäftsführer von Möbelschweiz, sieht die nationalen und internationalen Chancen der Schweizer Möbelhersteller in den traditionellen Stärken: Innovationsfähigkeit, Funktionalität, Stil und Design, Qualität, Nachhaltigkeit, Flexibilität, hohe Kundenorientierung und Zuverlässigkeit. Wobei der Konzentrationsprozess in den nächsten Jahren weiter voranschreiten wird.
Momentan haben die zehn grössten Möbelhändler einen Marktanteil von 80 Prozent. Dadurch wird auch der Onlinehandel immer wichtiger, er wird weiter zunehmen und den kleinen Fachhandel unter Druck setzen. Die Konsumentenstimmung ist leicht über dem Durchschnitt und vor allem die Silver Surfer, Kunden über 55, kaufen Schweizer Möbel.
Die Auslandseinkäufe beliefen sich im Jahr 2017 schätzungsweise auf rund 10 Milliarden Franken, was etwa einem Zehntel des Gesamtumsatzes des schweizerischen Detailhandels entspricht. Zudem leidet die Kundschaft durch Rabattschlachten und aggressive Preisaktivitäten an einer Preisverwirrung. Diese muss durch eine persönliche Beratung abgefangen werden, was über den Onlinehandel nur schwer möglich sein wird. In dieser Zeit der Herausforderungen könnte eine Konzentration auf die von Möbelschweiz erwähnten traditionellen Stärken für die einheimischen Produzenten und Händler ein Schlüssel sein.
Auf jeden Fall passen die aktuellen Designtrends zu den der Kundschaft angepassten und hochwertigen Produkte der Schwei- zer Möbelproduzenten und des Schweizer Schreiners.